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Roland
Roland ist 42 Jahre alt.
Nachdem er seine Werbeagentur aufgeben musste, war er bis vor sieben Jahren im Gastronomiebereich selbständig, wo er Ute kennengelernt hat. Seitdem sind sie ein Paar. Ute ist 38 und hat zwei Kinder, die bei ihrer Schwester und ihrer Mutter leben. Ute ist wie Roland seit sieben Jahren heroinabhängig. Sie nehmen beide am Methadonprogramm teil.
1994 war Roland wegen Drogenbesitzes vier Monate in Haft.
Nachdem er seine Werbeagentur aufgeben musste, war er bis vor sieben Jahren im Gastronomiebereich selbständig, wo er Ute kennengelernt hat. Seitdem sind sie ein Paar. Ute ist 38 und hat zwei Kinder, die bei ihrer Schwester und ihrer Mutter leben. Ute ist wie Roland seit sieben Jahren heroinabhängig. Sie nehmen beide am Methadonprogramm teil.
1994 war Roland wegen Drogenbesitzes vier Monate in Haft.
Lina
Lina ist 21 Jahre alt. Sie raucht seit zwei Jahren Heroin. Nach dem ersten Versuch aus Neugier verging ein halbes Jahr, dann machten Sie und ihr Freund das Heroinrauchen zur seltenen Zeremonie. Später entwickelte sich aus dem monatlichen Ritual ein wöchentliches, dann ein tägliches. Jetzt raucht sie vier Gramm Heroin am Tag.
Lina möchte in diesem Sommer eine zweijährige Schule für Gestaltung besuchen.
Lina möchte in diesem Sommer eine zweijährige Schule für Gestaltung besuchen.
Justizvollzugsanstalt Düsseldorf, den 15.7.94
»Ich will heute noch einen Antrag stellen, daß mich ein Drogenberater besucht. Nach meiner Entlassung wäre psychotherapeutische Begleitung von Nutzen, sagt der Psychologe. Eventuell sogar Therapie. Ich denke zwar, der Scheiss hat sich für mich erledigt, mein Gott, in meinem Alter muss jetzt Schluss sein. Ich hab genug verloren. Knast ist ja wohl das Letzte. Für mich gibt’s nur noch eins: aufwärts. Ich muss den Nebel aus meinem Kopf vertreiben und wieder meinen Weg gehen... Heute ist Freitag. Was machst Du? Kommst Du klar? Ich wäre so gerne bei Dir. Ich hoffe Du besuchst mich bald.«
Justizvollzugsanstalt Düsseldorf, den 19.7.94
»Das erste Mal schreiben konnte ich am Tag nach meiner Gefangennahme. Es war nach dem Duschen, und ich schrieb über einen Liter grüner Spucke, die Schaum macht, in Verbindung mit Wasser... Ich hatte den ersten Affen hinter mir. Tage die ich mit Kotzen und Durchfall verbracht habe.
Kein Geld, keine Kippen, Nix.«
Kein Geld, keine Kippen, Nix.«
»Ich fühle mich so alleine... Wenn du im Methadonprogramm bist, gehst du morgens abschlucken. Danach kommen die Leute hierher um sich selbst zu belügen, weil sie nichts anderes zu tun haben als sich was vorzumachen.
Hier zeigt keiner sein Elend. Alle sind einsam. Nach dem Abschlucken wirst du alleine gelassen, und du hast das gleiche Problem wie vorher. Dann in der Szene gibt es ständig Stress: Angst wenn du etwas kaufst, Angst wenn du etwas verkaufst, und Angst woher der nächste Schuss kommt. Abends machst du dir einen Knaller, lehnst dich zurück, schliesst die Augen und hast gewonnen... für diesen Tag.
Hauptbahnhof, wie ich diese Buchstaben hasse: "DB".«
Hier zeigt keiner sein Elend. Alle sind einsam. Nach dem Abschlucken wirst du alleine gelassen, und du hast das gleiche Problem wie vorher. Dann in der Szene gibt es ständig Stress: Angst wenn du etwas kaufst, Angst wenn du etwas verkaufst, und Angst woher der nächste Schuss kommt. Abends machst du dir einen Knaller, lehnst dich zurück, schliesst die Augen und hast gewonnen... für diesen Tag.
Hauptbahnhof, wie ich diese Buchstaben hasse: "DB".«
»Wenn du einmal das Gefühl genossen hast, das dir das Heroin gibt, bist du süchtig. Nicht gleich körperlich, das kommt später. Aber dein Kopf kennt das Gefühl, das du ohne Heroin nicht erreichen kannst. Und dann wird jeder Moment gefährlich, in dem es dir nicht gut geht, oder du einfach nur nichts zu tun hast. Das Gefühl ist gar nicht so wahnsinnig. Das unterscheidet das Heroin auch von allen anderen Drogen, und das macht es so gefährlich...«
» ...Eigentlich ist dann immer noch alles wie vorher: Wenn du Depressionen hattest, sind die immer noch da, nur bist du mit ihnen einverstanden. Du fühlst gar nicht, dass du süchtig wirst. Es entführt dich in ein Paradies, das du nicht bemerkst. Und du bemerkst auch nicht, daß es deinen Willen tötet: Während du drauf bist ist alles aufler Reichweite, und mit jeder Minute, in der du wieder runterkommst, wird der nächste Kick wichtiger als alles andere, was noch von Bedeutung sein könnte. Mit der Zeit entfernen sich dein Verstand und dein Gefühl voneinander.
Heroin tötet langsam die Seele und hält den Körper am Leben.«
Heroin tötet langsam die Seele und hält den Körper am Leben.«
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